Darf ich mein Haus aufstocken? Die entscheidenden baurechtlichen Regeln für Eigentümer

Wenn du darüber nachdenkst, dein Haus in die Höhe zu erweitern, stellst du dir wahrscheinlich eine entscheidende Frage. Darfst du dein Haus überhaupt aufstocken. Die Antwort hängt von verschiedenen baurechtlichen Vorgaben ab, die du kennen solltest, bevor du Zeit und Geld in die Planung steckst. In diesem Artikel erfährst du verständlich und ohne Juristensprache, welche Regeln wirklich zählen und wie du herausfindest, was auf deinem Grundstück erlaubt ist.

Welche Bauvorschriften über eine Aufstockung entscheiden

Ob du aufstocken darfst, hängt vor allem von drei Bereichen ab. Dem Bebauungsplan, dem Paragraf 34 BauGB und der Landesbauordnung. Diese drei Bausteine bestimmen, wie hoch, wie dicht und in welcher Form gebaut werden darf.

1. Der Bebauungsplan zeigt dir, wie viele Geschosse erlaubt sind

Wenn es in deinem Gebiet einen Bebauungsplan gibt, stehen darin die wichtigsten Kennzahlen, die deine Aufstockung bestimmen. Dazu gehören zum Beispiel

  • die erlaubte Anzahl der Vollgeschosse
  • die maximale Gebäudehöhe
  • die Dachform
  • die Grundflächenzahl GRZ
  • die Geschossflächenzahl GFZ

Wenn im Bebauungsplan zum Beispiel zwei Vollgeschosse festgesetzt sind, du aber bereits zwei hast, ist eine weitere Etage in der Regel nicht zulässig. Sollte jedoch eine Zahl wie II oder III stehen, kannst du diese Angaben direkt ablesen und weißt, wie viel möglich ist.

Wenn es keinen Bebauungsplan gibt gilt der Paragraf 34 BauGB

Viele Wohngebiete haben keinen Bebauungsplan. Dann greift der Paragraf 34 des Baugesetzbuches. Dieser sagt vereinfacht Folgendes. Dein Bauvorhaben muss sich in die Umgebung einfügen.

Das heißt für die Aufstockung.
Wenn die Häuser in deiner Nachbarschaft ebenfalls zwei oder drei Geschosse haben, darfst du das meist auch. Wenn alle Gebäude um dich herum niedrig sind, kann eine Aufstockung abgelehnt werden, weil sie das Ortsbild verändern würde.

Für dich bedeutet das. Die Nachbarschaft entscheidet indirekt darüber, wie groß dein Haus werden darf.

Was die Landesbauordnung bei einer Aufstockung vorschreibt

Neben GRZ, GFZ und der Geschosszahl spielt auch die Landesbauordnung eine wichtige Rolle. Sie unterscheidet sich je nach Bundesland, enthält aber immer diese Kernpunkte.

  • Abstandsflächen zum Nachbarn
  • Statik und Brandschutz
  • Anforderungen an Rettungswege
  • Regeln für Dachformen und bauliche Höhe

Abstandsflächen sind für viele private Eigentümer der kritischste Punkt. Dein Gebäude muss in der Regel einen bestimmten Abstand zur Grundstücksgrenze einhalten. Dieser Abstand wird meist aus der Gebäudehöhe berechnet. Eine Aufstockung erhöht also oft die erforderliche Abstandsfläche. Wenn dein Haus schon nah an der Grenze steht, kann die geplante Aufstockung daran scheitern.

Welche Rolle die Statik bei einer Aufstockung spielt

Bevor du über Architektur oder Genehmigung nachdenkst, brauchst du eine klare Antwort auf die Frage, ob dein bestehendes Haus die zusätzliche Last überhaupt tragen kann. Besonders Häuser aus den fünfziger bis neunziger Jahren wurden statisch oft nur für die vorhandene Geschosszahl ausgelegt.

Ein Statiker prüft unter anderem

  • die Tragfähigkeit der Decken
  • die Stabilität der Wände
  • die Foundationsreserven
  • mögliche Verstärkungsmaßnahmen

Eine positive statische Einschätzung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Genehmigung.

Wann deine Aufstockung wahrscheinlich genehmigt wird

Aus Erfahrung lässt sich sagen. Die Chancen stehen gut, wenn

  • deine Nachbarschaft auch höhere Gebäude hat
  • der Bebauungsplan mehr Geschosse zulässt
  • du ausreichende Abstandsflächen einhalten kannst
  • die Statik deine Aufstockung trägt
  • keine Denkmalschutzauflagen bestehen

Es lohnt sich, diese Punkte früh zu prüfen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Wie du schnell herausfindest, was auf deinem Grundstück erlaubt ist

Du kannst dich selbst durch Bebauungspläne, Paragrafen und Karten kämpfen oder eine professionelle Vorprüfung erstellen lassen. Digitale Lösungen wie das WohnVisionZertifikat werten automatisch GRZ, GFZ, Abstandsflächen und das Umfeld aus und zeigen dir klar, ob und wie eine Aufstockung möglich ist. So bekommst du schon vor dem ersten Architektenkontakt eine verlässliche Orientierung.

Fazit Darfst du aufstocken oder nicht

Eine Aufstockung ist in vielen Fällen machbar, aber nie ohne Blick auf die baurechtlichen Vorgaben. Der Bebauungsplan, der Paragraf 34 BauGB und die Landesbauordnung bilden die Grundlage. Dazu kommt die Statik, die die technische Machbarkeit bestätigt.

Wenn du die wichtigsten Regeln kennst, weißt du viel schneller, ob dein Wunschprojekt realistisch ist. Und je früher du die baurechtlichen Grenzen kennst, desto eher kannst du dein Haus so entwickeln, wie es zu deinen Bedürfnissen passt.